Destinationen der Welt

Eindrückliche und weite Landschaften in der nördlichen Prärie
Es sind die scheinbar endlosen Weiten, die diese Region für uns Europäer so besonders machen. Man fährt durch sich wiederholende Landschaften, über schnurgerade Strassen oder steht irgendwo am Rand einer Klippe, schaut in die Ferne zum Horizont und bekommt ein ganz neues Gefühl für die Distanz. Die Vorstellung, dass hier vor nicht allzu langer Zeit Leute als Farmer ihren Lebensunterhalt verdient haben, oder in Planwagen durchgefahren sind auf den Weg in den Westen ist kaum mehr nachvollziehbar. Denn es ist gleichermassen eine faszinierende, wie auch eine unwirtliche Gegend.
Die unendliche Graslandschaft ist nicht flach, wie man das auf Grund vieler Spielfilme annehmen könnte. Sie ist durchsetzt von Hügeln und Gebirgen, Felsen, Steinen, Flüssen, kleinen und grösseren Schluchten, vielen Pflanzen und Büschen. Die Prärie ist endlos, aber nicht eintönig, denn sie wechselt all paar Dutzend Meilen wieder und das ist teilweise fast schon überraschend schnell. Wenn man mit dem Mietwagen auf den eingeebneten Strassen unterwegs ist, so ist dieser Eindruck durchaus real. Man bekommt mit der Zeit sogar eine eigene Sicht für diese Nivellierungen, die unsere modernen Verkehrswege mit sich bringen und beginnt zu verstehen, wie die Eisenbahn in dieser Region zu einem Aufschwung geführt hat. Sicher haben das Lewis und Clark auf ihrer Expedition vor über zweihundert Jahren noch nicht so erlebt. Die beiden Entdecker waren damals auf der Suche nach einem Landweg über die Rocky Mountains in den Westen und verbrachten auf ihrem beschwerlichen Weg entlang des Missouri Rivers einige Zeit in den Northern Plains.
Abgesehen von den eindrücklichen Weiten, bieten die Northern Plains einige, mehr oder weniger bekannte, aber sehr sehenswerte Attraktionen und Landschaftsformen. In South Dakota gelangt man von Rapid City aus in Richtung Osten nach wenigen Fahrtstunden in den Badlands National Park, der sich wie aus dem Nichts vor Einem öffnet und der wie ein Canyon tief eingeschnittene Schluchten hat. Seine gelblichen Gesteinsformationen sind eindrücklich.
Auf der anderen Seite in Richtung Westen gelangt man in die Black Hills, einem Gebirge, das sich deutlich aus der Ebene hervorhebt. Hier findet man das Mount Rushmore Monument, das in Fels gehauene Denkmal vier amerikanischer Präsidenten. Nur wenige Meilen weiter liegt das noch eindrücklichere Crazy Horse National Monument. Es wird wahrscheinlich noch Jahrzehnte dauern, bis dieses Denkmal des berühmten Indianers Crazy Horse wirklich fertig gestellt sein wird, aber es ist auch um ein Vielfaches grösser als Mount Rushmore. Im Crazy Horse Museum und an vielen anderen Orten in den Black Hills kann man mehr über die Natives und Siedler erfahren.
Weniger bekannt, aber nicht weniger sensationell sind die bizarren Badlands von North Dakota mit dem zweigeteilten Theodore Roosevelt National Park und dem Little Missouri National Grassland dazwischen. Ganz ähnlich ist der Eindruck auch in den übrigen Staaten wie Nebraska, den östlichen Teilen von Montana und Wyoming sowie in den kanadischen Provinzen Saskatchewan und Manitoba. Eindrückliche Formen und Naturlandschaften wechseln sich ab mit der Weite des nördlichen Graslandes.
Nebraska selber bezeichnet sich unter anderem als der Staat, in dem der Westen beginnt. Die Bewohner der Region äussern sich in diesem Sinn manchmal eher entschuldigend für die fehlenden Attraktionen. Sicher gehört die Plains Region nicht mehr zum Osten mit all seinen sehenswerten Städten und Dörfern aber auch noch nicht zum Westen mit seinen bekannten Nationalparks. Dennoch hat diese Region viel mehr zu bieten als es die Liste der Sehenswürdigkeiten vermuten lässt. Für den weit gereisten Besucher aus dem eng besiedelten Europa ist gerade diese Weite, die zwischen den benannten Attraktionen liegt, die eigentliche Sehenswürdigkeit. Mit Fotos kann man kaum richtig erfassen, was man vor Ort selber erlebt hat. Der Spätherbst ist genau aus diesem Grund eine gute Reisezeit. Vielleicht fallen schon die ersten Schneeflocken und es ist klirrend kalt, aber der Blick in die Weite ist in der klaren, kühlen Luft wirklich noch eindrücklicher.